Cuba. Und plötzlich war es still!

Oh Cuba wie haben wir dich vermisst, mit deinem unverwechselbarem Charme, wie laut, dreckig und so voller Energie du bist, doch dieses Mal war es unerwartet leise, fast als würdest du die Luft anhalten, die Augen zu einem Dornröschenschlaf schließen und ganz allmählich wieder aufwachen.

Aber nun von Anfang an:

Nach einem sehr kurzen Flug von nur 45 Minuten sind wir von Cancun aus in Havanna angekommen.  Nachdem wir unsere Stempel abgeholt, deklariert hatten, dass wir nichts zu verzollen haben, begann das zweistündige Chaos bei der Gepäckabholung. Es war fast zum verrückt werden. Es gab zwei Fahrbänder, von denen nur eins sehr sporadisch, hauptsächlich in Plastik gewickelte Knäule, von den unterschiedlichsten Flügen ausspuckte. Natürlich war unserer Flug und somit unser Gepäck erstmal nicht dabei. Zudem hatte sich eine zweireihige Wand aus Gepäcktrolleys vor den Bändern gebildet, sodass es unmöglich war, selbst wenn denn unser Gepäck auf dem Laufband spazieren gefahren worden wäre, dort heranzukommen. Eine Unterscheidung der Gepäckstücke war den Cubanern nur aufgrund von minimalistischen Kennzeichnungen auf den Plastikknäulen möglich, wobei auch alle Cubaner sich riesig freuten, wenn mal wieder ein Koffer oder ähnliches seinen Besitzer gefunden hatte.

Endlich waren wir dann doch glückliche Besitzer unserer Rucksäcke und konnten nun nach Havanna in die Innenstadt fahren. Wir versuchten bei Carlos und Wilfredo wieder unterzukommen, die uns so herzlich 2011 bei sich in der casa particular beherbergt und uns die ganze Zeit weitere Unterkünfte organisiert hatten. Leider sind die Zwei umgezogen und keiner wusste wohin, sodass wir uns weiter auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht haben. Uns fiel auf, dass die Preise etwas angezogen haben und für 25 CUC = Dollars fast nichts zu bekommen war. Dennoch haben wir nach einigen hin und her und etwa 5 Zimmerbesichtigungen eine passende Unterkunft für 5 Übernachtungen gefunden.

Falls jemand mit dem Begriff „casa particulares“ nichts anfangen kann, hier eine kurze Erklärung: wir würden behaupten, dass Cuba das Erfinderland von airbnb ist, natürlich mit kommunistischem Gedankengut und Hintergrund ;-). Hier werden schon seit einigen Jahren Lizenzen an Privatpersonen vergeben, die ein bis max. zwei Zimmer bei sich vermieten dürfen. Mittlerweile wurden die Gesetze etwas gelockert sodass die max. Anzahl der vermietbaren Zimmer erhöht wurde und es bereits eine Art privatgeführte Hostales gibt. Demnach sind dir Preise unserer Meinung nach fast schon explodiert und die Touristenanzahl erheblich gestiegen, aber dazu später mehr.

Da wir ja bereits 2008 eine Woche in Havanna verbracht und 2011 eine vierwöchige Rundreise durch Cuba gemacht hatten, waren wir uns einig, dass wir diesmal uns auf andere Stadtteile Havannas und auf Vinales konzentrieren und es etwas ruhiger angehen lassen wollten. Auch aufgrund des doch recht straffen Programms in den USA und in Mexiko wollten wir uns hier etwas mehr Zeit lassen.

So kam es nun, dass wir meinen (Maras) Geburtstag in Havanna feierten, wir eine Tanzshow besuchten, in ne lustige Disco gingen, Salvo seine Kredite irgendwie verloren hat, wir Reime kennenlernten, der, oh Wunder, auf der Straße Internetzugänge für „solala“ wifi verkaufte, die Nachbarin seiner Mutter uns weitere Unterkünfte in Vinales und in Playa Larga organisierte und die 5 Tage in Havanna wie im Flug vergingen, nicht ohne dass uns doch einige große und kleinere Veränderungen aufgefallen waren:

Die Cubaner waren diesmal viel netter. Ja komische Aussage, aber dennoch traf dies zu, da wir auch ohne immer Geld zahlen zu müssen, Informationen und nette Gespräche führen konnten. Es war nicht mehr so ein Zwang vorhanden etwas geben zu müssen, bzw. die Cubaner haben nicht zwanghaft versucht für die kleinste Kleinigkeit dir Geld abknöpfen zu wollen. Es gibt viel mehr private Paladares (privat geführte Restaurants) und man höre und staune es gab doch tatsächlich an einigen Hotspots Internet, wenn man sich für 2 oder 3 CUC einen Zugang gekauft hatte. Nicht zu vergessen sind die vielen kleinen privaten Geschäfte wie Friseure, Nagel Studios, Tourishops und Kioske. Was aber unglaublich war es gab sogar mehrere Adidas, Puma und Nike Läden.

Weiter gings dann nicht wie geplant mit dem altbewährten Viazul Bus sondern mit einem Shuttle Taxi. Etwas teurer als der offizielle Bus, aber sehr praktisch, da man von Haustür zu Haustür gefahren wird. Nicht gerade Backpackerlike, aber wer schon mal in Cuba Bus gefahren ist, der weiß, dass man die Tickets mindestens einen Tag vor Abfahrt kaufen muss, das geht meist nur direkt an den Busbahnhöfen. Und oftmals ist die Busverbindung, die man sich herausgesucht hat auch nicht mehr verfügbar. Also waren wir mal ganz praktisch und faul unterwegs.

In Vinales haben wir dann vier Nächte verbracht, haben uns eine Horsebackriding-Tour zu den Mogotes und einer Tabakplantage gegönnt, sind zu dem, künstlerisch eher fragwürdigem, bemalten Mogote gelaufen, haben eine ca. 16 km lange Wanderung zu den Cava de los Indios mit einer kleinen Bootsfahrt innerhalb der Höhle gemacht und sind auch nochmal Tanzen gewesen.

Alles in allem war Vinales übervölkert mit Touristen, wie auch wir welche sind. Ein Restaurant reiht sich nun an das andere und bei der Horsebackriding-Tour sind uns alle 5 Minuten weitere Gruppen entgegen gekommen. Für die Cubaner bestimmt ein gutes Geschäf,t für uns eher etwas überfüllt, aber dennoch schön und sehenswert, da die Mogotes tatsächlich ein einzigartige Landschaft bilden, die es nur hier gibt.

Und plötzlich war es still: das haben wir allerdings erst an unserem Weiterreisetag, dem 26.11., erfahren, da wir am Freitag nicht lange unterwegs und früh auf unsrem Zimmer waren.

Ab dem 25.11. um ca. 23 Uhr stand ganz Cuba still. Es gab keine Veranstaltungen mehr, es war nicht erlaubt öffentlich Musik zu hören, im Fernsehen gab es auf allen Kanälen nur ein Thema: Den Tot und das Leben von Fidel. Doch ein Lied durfte gespielt werden und zwar eins, das für diesen Anlass geschrieben und ca. zwei Tage nach seinem Tod veröffentlicht wurde und im Fernsehen rauf und runter lief „Cabalgando con Fidel“. Immer aber im Zusammenhang mit Reportagen, Zitaten, Interviews etc. über Fidel und sein Leben!


Zudem gab es keinen Alkohol zu kaufen. Die Cubaner und ihren geliebten Rum, der ganze 9 Tage nicht getrunken werden durfte. Was wir erst später durch die Zeitung noch erfahren haben, musste jeder Cubaner eine Art Petition unterschreiben, dass er weiterhin das Gedankengut Fidels und die Revolution weiterführt.

Für 9 Tage war Cuba nun im Ausnahmezustand. Für viele Touristen, die Cuba das erste Mal besuchten, war dies eher lästig. Dies haben wir von einheimischen erfahren. Denn alles wofür Cuba steht, Musik, Rum, Zigarren, ausgelassenes Feiern und vieles mehr, war nun für die 9 Tage untersagt.

Wir hatten aber mit unserer weiteren Wahl der Destination Glück. Playa Larga liegt in der Schweinebucht und grenzt an das Cienaga de Zapata Naturschutzgebiet. Wir hatten dort eine sehr entspannte Zeit, in der wir auch Bier kaufen und trinken konnten. Und vor allem haben wir das erste Mal in unserem Leben Hummer gegessen. Das war so gigantisch gut, dass ich nun Angst habe nochmal einen zu essen, da dieser ja nur schlechter schmecken kann.

Nach einem Aufenthalt von 2 Tagen und 3 Nächten sind wir zurück nach Havanna und hatten dort das „Glück“ an den Feierlichkeiten zu Ehren Fidels teil zu nehmen. Allerdings müssen wir gestehen, dass wir nicht bis zum Schluss geblieben sind, da es Hölle voll war und wir mit Warten und allem drum und dran ca. 4 ½ auf der Plaza de la Revolution verbracht hatten. Aber wir haben doch einige coole Reden gehört unter anderem die von Alexis Zipras.

Alles in allem war es eine entspannte Reise, mit einem historischem Ereignis, tollen Bekanntschaften, super Essen, lieben netten Cubanern, und vielen Veränderungen. Denn auch hier bleibt die Zeit nicht stehen.

Unser Aufenthalt auf Cuba: Ankunft 18. November 2016 – Abreise 02. Dezember 2016

 

 

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