Buenos Aires. Oder eine anfänglich ungewöhnliche Aussprache!

Schon auf den ersten Blick wurde uns klar, Buenos Aires ist eine dieser Superlativen.  Wie New York, London oder Paris. Sie wird ja auch das Paris von Südamerika genannt. Man könnte es aber auch mit London vergleichen. Zumindest die Subte/Metro. Komischerweise ist diese im Linksverkehr geregelt was bei uns anfänglich für Verwirrung sorgte. Klar. Im Gegensatz zu den eben genannten Städten, hat BA im vorherigen und auch bereits in diesem Jahrhundert schwierige Zeiten durchmachen müssen. Darunter mehrere Militärdiktaturen und Wirtschaftskrisen. Trotz allem ist sie eine Weltstadt mit Flair geblieben und zeigt dies auch.

Den Plan einen Abstecher nach Uruguay zu unternehmen haben wir schnell Ad Acta gelegt und uns stattdessen einen Flug zur kommenden Wunschdestination geleistet, um uns die 20 Stündige und fast genauso teuere Busfahrt dorthin zu sparen. Also hatten wir fast zwei Wochen zur Verfügung um Buenos Aires besser kennenzulernen.

Im Voraus hatten wir über Airbnb für 7 Nächte ein Zimmer bei Noelia gebucht. Das war Mal wieder eine nette Sache. Freundliche Gastgeberin mit zwei süßen Katzen und eine gemütliche Wohnung in guter Lage. Die meiste Zeit war Noelia, eine Designerin mit eigenem Label, bei der Arbeit und somit hatten wir ihre Wohnung dann für uns alleine. Und das haben wir genutzt. Wir schliefen morgens aus (trotz schönem Wetter), frühstückten ausgiebig um dann erst gegen (oder sogar nach) Mittag die Stadt, deren Stadtteile und Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Wir hatten ja genug Zeit! Dachten wir!

Den ersten Tag nach unserer Ankunft fuhren wir mit der Subte nach Recoleta um die angeblich weltschönste Buchhandlung aufzusuchen. Wir brauchten sowieso einen Reiseführer für Brasilien.

Die Location ist wirklich was besonderes und wurde von einer Kette (ähnlich Thalia in Deutschland) in einem ehemaligen Theater untergebracht und eingerichtet. Aktuelle Bestseller, Dvd´s, Geschenkideen usw. findet man direkt am Eingang im ehemaligen Foyer, Belletristik am Parkett, Sachbücher in den ehemaligen Logen und das Lesecafe auf der alten Theaterbühne. Cooles Konzept.

Unseren Reiseführer haben wir aber leider nicht gefunden. Die weitere Suche danach in Palermo und Recoleta und deren Einkaufsstraßen und Malls war ebenfalls nicht erfolgreich.

Am nächsten Tag stand der Hafen Porto Madero auf dem Programm. Dafür sind wir bei der Subte-Station Bolivar ausgestiegen, haben eine Runde um die Plaza de Mayo (Hauptplatz der Stadt in Wassernähe), mit der Casa Rosada (Regierungssitz) und der Kathedrale, gedreht.

 

Am ehemaligen Haupthafen der Stadt, welcher heute als Parkanlage und Erholungspromenade fungiert, waren sehr viele Porteños (Spitzname der Einwohner Buenos Aires) unterwegs. Mit dem Fahrrad, auf Brettern, auf Inlineskates und natürlich zu Fuss. Das Wetter war, trotz tiefsten Winter ideal, sonnig und in der direkten Sonne konnte man zeitweise sogar kurzärmlig laufen.

Am Sonntag brachen wir nach dem Frühstück spät auf um uns den wöchentlichen Sonntagsmarkt von Recoleta anzuschauen. Die Künstler verkaufen tatsächlich sehr unterschiedliche Dinge. Mal was anderes als sonst. Direkt angrenzend befindet sich der bekannte Friedhof von Recoleta. Die dort bekannteste Gruft ist die von Evita. Allerdings fanden wir diese nicht. Naja. Vielleicht sind wir ja voll dran vorbei gelaufen.

Im Park von Recoleta nutzen wir dann noch das schöne Wetter und setzten uns auf die Wiese wie die vielen anderen Porteños. Das war so entspannend dass wir sogar einen Powernap einlegen konnten. Zusammen mit einem Kaffee gab er uns neue Kraft um im Buenos Aires Design Kaufhaus zu bummeln. Eames-Stühle passen nicht in unser Gepäck, dafür aber zwei Design Mate-Becher.

Ein Tag stand komplett im Zeichen von La Boca, einem der bekanntesten und meistbesuchten Stadtteile von BA. Auch noch heute ist La Boca etwas abgegrenzt vom Zentrum. Man kommt nur mit Linienbussen hin. Eine Subte-Linie gibt es nicht. Bekannt geworden ist La Boca vor allem als neue Heimat für viele Einwanderer am Ende des 19. Jahrhunderts und zuvor als Schwarzmarkt-Hafen. Hier wurde der Tango erfunden und hier entstand der beliebteste Fußballclub Argentiniens.

Aber nicht nur wegen der Geschichte ist La Boca als Ausflugsziel so beliebt, sondern auch wegen der bunten Fassaden und deren Materialwahl. Ausschlaggebend dafür war der Maler Benito Quinquela Martín der zu Lebzeiten weltberühmt und Reich geworden ist, La Boca aber nie verlassen hat und ihr viele Einrichtungen gestiftet hat.

Die Walking Tour, die wir um 11.00 aufgesucht hatten, beleuchtete viel von der Geschichte des Barrios, der Verbundenheit der Bewohner zu dem eher armen Stadtteil. Ende der Tour war vor der Bombonera. Der Heimstätte der Boca Juniors. Leider endete die argentinische Fussballsaison eine Woche bevor wir nach BA kamen. Aber immerhin konnten wir das Museum besuchen und eine Stadiontour mitmachen. Apropos. Boca Juniors hat die letzte Meisterschaft gewonnen.

Durch die Vielfalt an verschiedenen Einwanderern im 19. Jahrhundert hat sich in der Region um Buenos Aires  ein sehr lustiger Dialekt entwickelt. Das Scha, Sche, Scho.Offiziel das „Rio de la Plata-Spanisch“

Aus „ll“ (normale spanische Aussprache = j) wird  sche. Z.B. aus Calle (Strasse; normal = kaje) wird Kaschee. Aus Mayo (Mai; normal = Majo) wird Mascho. Aus allá (dort; normal = aja) wird ascha.

Etwas gewöhnungsbedürftig aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Am folgenden Dienstag war unsere einzige Unternehmung eine Free Walking Tour vom Kongress bis zur Plaza de Mayo mit der Casa Rosada. Obwohl die Tour erst um 15 Uhr begann, hätten wir sie fast verpasst, da wir zu spät aufgestanden sind und rumtrödelten.

Schade, denn der Dienstag war der letzte schöne Tag. Ab Mittwoch regnete es jeden Tag fast ununterbrochen und machte es einem leicht im Bett liegen zu bleiben. Glaubt uns, Buenos Aires ist nicht schön bei Regenwetter. Normalerweise geht man bei solchem wetter ins Kino, ins Museum oder setzt sich einfach in ein Cafe.

Wir besuchten am Mittwochabend eine Aufführung von Forza Bruta im Kulturzentrum von Recoleta. Eine wirklich abgefahrene und so noch nicht erlebte Show. Man war sozusagen mittendrin statt nur dabei. Eine feste Bühne gab es nicht. Die Künstler performten überall und aus jeder Richtung. Mitten zwischen den Gästen und sogor an der Decke. Extrem empfehlenswert. Wir haben gesehen, dass es auch schon Shows in europäischen Großstädten gab. Unbedingt hingehen wenn sich eine Möglichkeit ergibt.

Bei Noelia durften wir um weitere 2 Nächte verlängern, die wir allerdings vorwiegend wegen dem Regen in der Wohnung verbrachten oder bei den Versuchen weitere Stadtteile und Sehenswürdigkeiten zu erkunden in Cafes fliehen mussten.

Am Samstag mussten wir uns dann doch von Noelia verabschieden und in ein Hostel ins Zentrum umziehen.

Nach dem Mittagessen sind wir zum nahegelegenen CCK, dem Centro Cultural Kirchner gelaufen. Das frühere Postamt von BA öffnet sich heute dem Publikum für Ausstellungen, Vorträge und Konzerte. Im ehemaligen, riesigen Atrium des Komplexes befindet sich heute eine große Konzerthalle in Form eines metallenen Monoliths. Darüber, im sogenannten großen Kronleuchter (beleuchtete, bis zu 3-geschossige Kuben an der Gebäudedecke) befinden sich weitere Ausstellungs- und Vortragsräume sowie kleinere Konzerträume. Besonders cool fanden wir die überall noch erhaltenen alten Aufzüge, wo man die gusseisernen Schiebetüren noch von Hand öffnen und schließen muss.

Am Sonntag war Nationalfeiertag in Argentinien. Am 9. Juli 1816 wurde im Congress de Tucuman (Stadt Nähe BA) die Unabhängigkeit der „Vereinigten Provinzen des Rio de la Plata“ verabschiedet, später bekannt als Argentinien.

Viel mitbekommen haben wir nicht. Die meisten Geschäfte und Lokale hatten geschlossen und ich werde nicht müde mich zu wiederholen, es regnete ununterbrochen.

Der Montag schien wieder etwas trockeneres Wetter zu versprechen. Also sind wir los um in den nicht weit entfernten Stadtteil  San Telmo zu laufen. Ein schöner, sehr sehr europäisch wirkender Stadtteil mit kleiner proportionierten Gebäuden und Plätzen und somit anders als Recoleta oder Palermo. In der wunderschönen Markthalle gönnten wir uns einen Cafe und gingen mal wieder in Deckung vor dem erneut beginnenden Regen.

Da Montag war hatten natürlich die in San Telmo ansässigen Museen geschlossen und da es regnete gab es auch keinen Flohmarkt, welcher sonst täglich dort stattfindet. Also zurück ins Hostel und alle Hoffnungen auf unseren letzten Tag gesetzt, der laut Wetterbericht trocken und sogar sonnig werden sollte.

Trocken und teilweise sonnig wurde es dann auch. Wir planten schon länger an einem guten Tag nach Tigre zu fahren, einer Stadt etwa 1 Stunde Zugfahrt von BA entfernt am Parana-Delta. Sie ist Naherholungsgebiet der Porteños und auf ihren vielen Inseln befinden sich Unmengen von Ferienhäuser. Während dem südamerikanischen Winter ist hier aber leider wenig los. Die Bootsfahrt die wir unternahmen war eher langweilig und kühl war es noch dazu. Auch nur wenige der Stände und Läden im bekannten Puerto de Frutas, dem ehemaligen Umschlagplatz für Hölzer und Früchte aus der Region, welcher heute eine Touristenattraktion ist und vorwiegend Kunsthandwerk anbietet, waren geöffnet und in Betrieb.

Es war zwar ein schöner Ausflug, doch im Nachhinein hätten wir die Sonnenstunden doch nochmal lieber in Palermo genutzt und einen Park in der Stadt besucht.

An unserem letzten Abend schaften wir es auch endlich, eine Tangoshow zu besuchen. Davon gibt es viele in BA. Meist aber inklusive Dinner und damit sehr teuer. Wir entschieden uns für das Cafe Tortoni, das wohl bekannteste Cafe der Stadt. Jeden Abend finden dort Shows statt die man besuchen kann.

Am Abreisetag konnten wir entspannt ausschlafen, in Ruhe frühstücken und zu Fuß zur Bushaltestelle aufbrechen, um mit der Hoffnung auf Sonne und Wärme den kleinen Stadt Flughafen zu erreichen. Destination Iguazu.

Wir waren vom 29. Juni bis 12. Juli in Buenos Aires  (Tag #290 bis #303)

(Hier gehts zur Übersicht der Route)

 

 

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